Humus ist der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher unserer Erde. Im Wald kommt er in verschiedenen Formen vor.
Unter Humus verstehen wir die Gesamtheit aller abgestorbenen Substanzen pflanzlicher und tierischer Herkunft im Boden. Er entsteht aus der Zersetzung dieses organischen Materials durch Bodenorganismen. Dieser Prozess läuft in drei Schritten ab. Sein Endprodukt ist die „schwarze Erde“, wie wir sie kennen.
Humusreiche Böden können nicht nur Kohlenstoff, sondern auch Wasser und Nährstoffe längerfristig speichern. Das macht sie insgesamt zu einem bedeutenden Hebel in der Klimawandelanpassung.
Verschiedene Formen von Humus
Im Wald wird zwischen drei Humusformen unterschieden: Mull, Moder und Rohhumus. Welche Art von Humus sich bildet, ist je nach Wald individuell und von den Baumarten und Standortbedingungen abhängig. Auch Zwischenstadien sind möglich. Diese werden dann beispielsweise als mullartiger Moder oder moderartiger Rohhumus bezeichnet.
Mull ist die günstigste Humusform. Er zeigt eine sehr schnelle Abbauaktivität und kennzeichnet nährstoffreiche Böden mit einem aktiven Bodenleben unter überwiegend sauerstoffreichen Bedingungen. Den Moder kennzeichnet eine Auflage, die aus den organischen Bestandteilen mehrerer Jahre besteht und sich in unterschiedlichen Zerfallsstadien befindet.
Rohhumus ist die ungünstigste Humusform. Er entsteht in der Regel auf sauren Böden und fast immer unter Nadelwäldern. Durch die stark saure Bodenreaktion ist der Abbau der organischen Substanz gehemmt. Die Bodenlebewesen, die für den Abbau zuständig sind, fehlen wegen der ungünstigen Bedingungen fast völlig.
Abbaugeschwindigkeit variiert je nach Baumart
Die Geschwindigkeit, mit der die Bodenlebewesen das Laub der Blätter und andere organische Substanz zu Humus umbauen können, hängt neben den Standortbedingungen wie Temperatur, Wasserhaushalt und Durchlüftung des Bodens auch stark von der Artenzusammensetzung im Wald ab. Je nach Baumart ist das Laub leichter oder schwerer zersetzbar.
Baumarten wie Erle, Esche, Robinie und Ulme liefern schnell abbaubares Laub, das unter günstigen Bedingungen in kurzer Zeit zu Mull abgebaut werden kann. Das Laub von Berg-Ahorn, Birke, Linde, Hagebuche, Pappel und Spitz-Ahorn wird dagegen bereits deutlich langsamer abgebaut. Buche, Eiche und Nadelbäume liefern das am schwersten abbaubare Material.
Bei der Anpassung unserer Wälder an die Erderwärmung ist deshalb nicht nur die Resilienz der Baumarten gegenüber steigenden Temperaturen und Trockenheit mitzudenken, sondern auch ihr artspezifischer Einfluss auf die Humusbildung.
Mull für erfolgreiche Direktsaaten
Für das Gelingen von Direktsaaten, also der Aussaat von Forstsaatgut direkt in den unbearbeiteten Waldboden, ist die Form des vor Ort vorhandenen Humus ebenfalls bedeutend. Am besten gelingt eine Direktsaat auf Mull oder mullartigem Moder. Auf ihm finden die Samenkörner die günstigsten Bedingungen, um zu keimen und sich gegen mögliche Konkurrenzvegetation durchzusetzen.
Mit Humuseinbringung Direktsaaten unterstützen
Eine Möglichkeit, Direktsaaten auch auf ursprünglich weniger gut geeigneten Böden zu ermöglichen, ist die Einbringung von Humus in den Wald. Dieser als Humuseinbringung bezeichnete Prozess wird hierzulande bereits auf Ackerflächen angewandt. Für den Wald müssen unter anderem die gesetzlichen Rahmenbedingungen erst noch geschaffen werden.
Pro und kontra zur Humuseinbringung
Fachlich ist das bestehende Verbot der Humuseinbringung in den Wald darin begründet, dass die so eingetragenen Nährstoffe das Ökosystem Wald stören können. Vor allem dann, wenn zu viel Humus eingebracht wird oder die Einbringung an falscher Stelle geschieht. Darüber hinaus bestehen Bedenken, dass mit dem Humus fremdes Saat- und Wurzelmaterial beispielsweise aus Gartenabfällen in den Wald eingetragen werden kann.
Ganz klar für eine Einbringung von Humus sprechen seine Eigenschaft, Feuchtigkeit zu speichern, und die zusätzliche Nährstoffversorgung der durch Hitze und Trockenheit gestressten Waldbäume. Durchdachte und mit praxiserfahrenen Fachleuten gemeinsam erstellte Konzepte könnten ein Weg sein, die Humuseinbringung in den Wald risikoarm zu ermöglichen.
Dieser Artikel ist ein Beitrag aus dem Dossier Die Zukunft des Waldes in Brandenburg.